Zentrales Anliegen des Konfuzianismus ist die Fundierung des einzelnen, der Familie und des Staates in der Moral, die sich in den 5 konfuzianistischen „Kardinaltugenden“ verwirklicht:
Gegenseitige Liebe – Rechtschaffenheit – Weisheit – Sittlichkeit und Aufrichtigkeit!
Die Beziehung der Menschen zueinander und das Verhalten miteinander stehen hierbei im Fokus. Im Kung Fu (Unterricht) legen wir besonderen Wert darauf, dass der Jüngere dem Älteren bzw. der Schüler dem Lehrer Respekt und Achtung entgegenbringt. Andererseits sollte sich aber auch der Lehrer stets seiner Verantwortung und seiner Fürsorgepflicht den Schülern gegenüber bewusst sein.
„Was ich nicht wünsche, dass mir geschieht, das tue ich auch keinem anderen an“
Konfuzius
Von den verschiedenen buddhistischen Wegen ist für die chinesische Kampfkunst vor allem der Chan-Buddhismus von Bedeutung (keine Religion!). Ein wesentlicher Kern des Chan-Buddhismus ist die Erkenntnis, dass zum Leben neben Freude auch Leid gehört. Der Buddhist lehnt rationales Denken ab und sucht sein Glück im Wege der Meditation.
So sind auch im Chan-Buddhismus Meditation, geistige Konzentration und Atemkontrolle unerläßlich. Dadurch soll der Geist von allen störenden Gedanken befreit und geleert, so daß der Ausübende einen völlig neuen Blick für die Realität auf einem höherem Niveau bekommt. Dieser durch Sorgen, Ängste etc. ungetrübte „Blick“ soll zum bewußten Erleben jedes Augenblickes führen (keine „Erlösung“ im Sinne des Buddhismus, da Chan keine Religion, sondern eher ein Lebenssystem ist).
– „Wenn du gehst, geh“
– „wenn du stehst, steh“
– „wenn du redest rede“
– „wenn du einatmest, atme ein“
– „wenn du schläfst, schlafe“
… aber schwanke nicht!
Einerseits galten auch die Kampfkünste als Mittel zur Reinigung des Geistes. Andererseits ist ein leerer Geist im Kampf sehr nützlich, da der Kämpfer natürlich, ohne zeitverzögerndes Nachdenken oder lähmende Gefühle auf einen Angriff reagieren kann. Daher verbanden sich Kampfkünste und Chan-Buddhismus bald zu einer untrennbaren Einheit.
Im Kung Fu sind buddhistische Gedanken vor allem in der Einstellung zum Training und zum Kampf zu finden. Jede Möglichkeit zu handeln soll intuitiv erfasst und Lücken unterbewusst erkannt werden. Zu dem kann bzw. soll Formen-Training meditative Züge haben. Die Konzentration gilt beispielsweise bei der Ausübung der Siu Nim Tau stets jeder einzelnen Bewegung, die man gerade ausführt.
Ein wesentlicher Aspekt des Taoismus ist die Harmonie zwischen Gegensätzen, das Zusammenspiel von Yin und Yang. Eine taoistische Grundhaltung, um mit der Dualität des Lebens umzugehen, ist die des absichtslosen Handelns, auch das Wu-Wei-Prinzip genannt.
Der Taoist bemüht sich spontan und offen, einfach und biegsam, nicht stark und nicht hart zu sein – er versucht grundsätzlich nicht gegen, sondern im Einklang mit der Natur und seinem Umfeld zu agieren.
Kung Fu kann als in Bewegung umgesetzter Taoismus verstanden werden. Kraft wird nicht mit Kraft bekämpft. Im Wing Chun nutzt man die Energie des Angreifers, gibt nach, weicht aus, um dann mit reflexartigen Verformungen in Lücken vor zu stoßen.
Kung Fu ist wie ein Fluss, der ins Meer fließt „In der ganzen Welt gibt es nichts Schwächeres und Weicheres als Wasser, und doch kommt ihm nichts gleich in der Art, wie es dem Harten zusetzt“
Tao Te King
„Be water my friend“
Bruce Lee